Das Rätsel vom Tribschenhorn - Eine Fortsetzungsgeschichte
Die Wahrheit
„Mit vielem
Dank zurück. Mit vielem Dank zurück. Was soll das bitte heissen? Zwei Tote.
Zweimal die gleiche Botschaft. Zweimal das gleiche Tonpferdchen. Zweimal das
gleiche eindeutige Zeichen eingeritzt. Es ergibt keinen Sinn. Und wieso war das
eine Opfer im Keller und das andere in der Besenkammer darüber? In welchem
Zusammenhang standen wohl die beiden Getöteten? Und wieso im musikhistorischen
Museum?“
Angestrengt
in Gedanken vertieft sitzt Kommissar Rudi an seinem Bürotisch, das Kinn in
Denkerpose auf die rechte Faust gestützt. Mit der linken Hand nimmt er nun seinen
rosaroten Flachmann, sein Markenzeichen, hervor. Er trinkt ihn leer und legt
ihn auf den Bürotisch, Franziska soll ihn dann später wieder auffüllen, wenn
sie Tee gemacht hat.
Ein Klopfen
an der Tür und Franziska tritt herein.
„Frau Weiss
und ihre Tochter Heidelinde sind jetzt da.“
„Wer?“
„Die Frau
und die Tochter des Opfers im Keller. Mensch Rudi, kannst du dir eigentlich
nichts merken?“
„Ach so,
genau, stimmt, Weiss war der Name.“
Zwei
bleiche Gestalten betreten das Büro. In ihren Gesichtern sieht man den Schmerz,
obwohl sie im Schock immer noch emotionslos versteinert sind. Kommissar Rudi
steht auf und begrüsst sie.
„Bitte
nehmen Sie Platz. Als erstes möchte ich Ihnen mein herzliches Beileid
ausdrücken. Danke dass Sie gekommen sind, Ihre Hinweise werden mit Sicherheit
helfen, den Täter zu finden. Meine Assistentin hat Ihnen bestimmt schon
mitgeteilt, dass wir am Tatort ein zweites Mordopfer gefunden haben, einen
Mann, den wir als einen gewissen Andreas Gnägi identifizieren konnten. Kennen
Sie den Mann?“
Heidelinde
zuckt zusammen. „Andreas? O Gott! Ja, sie... er und mein Vater... sie hatten
beide ein Flair für historische Gegenstände. Sie haben zusammen diese Replikate
von keltischen Pferdefiguren gemacht und verkauft."
„Tatsächlich?
Nun, dass ist sehr aufschlussreich. Der Pferdekopf an ihrem Hals, ist der auch von den beiden?"
"Ja, ein Geschenk meines Vaters. Aber das ist ein Unikat. Sie haben jedoch viele von diesen Tonpferdchen verkauft.
"Wissen Sie auch, wer von diesen Tonpferdchen gekauft hat?“
„Nun, mein
Vater hat mir mal erzählt, so ein Mazedonier habe gleich zwei genau gleiche Pferdefiguren gekauft. Wieso fragen Sie?“
„Den Namen
wissen Sie nicht zufällig?“
„Äh, nein,
aber das steht sicher in der Verkaufsliste meines Vaters.“
„Noch eine
Frage: Hatte ihr Vater Kontakt zur rechtsextremen Szene?“
„Wie
bitte?“ schrien Heidelinde und ihre Mutter empört im Chor.
„Nichts,
vergessen Sie es.“
„Der
Hauptverdächtige wäre somit klar.“ Denkt Kommissar Rudi, nachdem die beiden
Damen gegangen sind. “Doch es ist zu einfach. Zu offensichtlich. Wieso w ürde jemand so eine klare Fährte zu sich selbst legen?“
Der
Kommissar steht auf, verlässt das Büro und geht runter in den ersten Stock zur
forensischen Abteilung. Franziska sagt er im Vorbeigehen nur, er sei gleich
zurück und sie solle bitte Grüntee machen.
Minuten
später hält er das eine der beiden Tonpferdchen in den Händen und dreht und
wendet es behutsam. Hanspeter, der Forensiker steht neben ihm und sieht ihn
fragend an.
„Rudi, ist
dir irgendetwas Konkretes in den Sinn gekommen, oder wieso wolltest du die
Gegenstände noch mal ansehen?
Kommissar
Rudi antwortet nicht. Seine Finger fahren über die schwungvollen, ornamentalen
Furchen auf der Oberfläche des kunstvollen Objektes. Eine Furche rund um den
Hals des Pferdchens beschäftigt ihn besonders, er drückt daran herum, und
plötzlich ein Knirschen: der Kopf des Pferdchens löst sich ein bisschen. Vorsichtig
entfernt er den Kopf und ihm wir klar, es war alles nur Täuschung und
Irreführung, eine falsche Fährte: der Zettel, das Pferd, das Hakenkreuz. Was er
herausnimmt ist unspektakulär, doch eiskalt läuft es dem Kommissar den Rücken
hinunter. Er weiss: Was er in den Händen hält, wurde für ihn platziert. Als Belohnung, um zu wissen, mit wem er es zu tun hat, falls er es findet. Er muss das
andere Pferdchen nicht öffnen, er weiss, dass es die gleiche zerknitterte Pflanze
enthält.
Der
Forensiker starrt Kommissar Rudi verwirrt an.
„Rudi, was
hat das zu bedeuten?“
Der sonst
so gelassene Kommissar starrt ihn verstört an und sagt nach einiger Zeit mit
zittriger Stimme:
Der
Löwenzahn-Killer... Er ist zurück.“
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen